Wasserforum Genua 2011

Nächste Woche fahre ich auf Einladung  einer italienischen Bürgerinitiative, die u.a. das Memorandum gegen neue Atomkraftwerke und gegen die Privatisierung des Wasser in Italien begleitet hat nach Genua. Dort soll ich auf dem Seminar mit dem Titel „ L’acqua bene comune: Riflessioni e proposte in Europa“ einen Vortrag darüber zu halten, wie sich hier die Privatisierung des Wassers und der Kampf dagegen gestaltet.

Mein Vortrag „L‘acqua è un diritto umano - Privatizzazione dell‘acqua e ripubblicizzazione in Germania“ ist fertig und von meiner Kollegin Paola ins Italienische übersetzt. So werde ich dann also mit meinen theoretischen  Englischkenntnissen (lesen und verstehen ganz ordentlich, sprechen eher so lala) und rudimentären Italienischkenntnissen nach Genua fahren. Das wird spannend!

Ich bin – wie es sich für Referentinnen gehört – gut 20 Minuten vor Veranstaltungsbeginn im Palazzo Tursi, dem Rathaus von Genua. Der „Salone di rappresantanza“ ein Saal für gut 200 TeilnehmerInnen, hat eine wirklich repräsentative Ausstattung, sehr prunkvoll, aber mit wenig Technik.; keine Leinwand, kein Beamer. Wie gut, dass ich wenigsten eine Kopie meines Vortrages dabei habe. Noch sind wenige TeilnehmerInnen sichtbar, das das soll sich bald ändern. Letztlich werden es wohl so um die 100 sein.

Ich nehme Kontakt mit den VeranstalterInnen auf und mit einem Gemisch aus Deutsch, Englisch und Italienisch verständigen wir uns darauf, wann ich dran bin und wer meinen Vortrag dann auf Italienisch vorträgt. Außer mir sind noch Referenten aus Frankreich, Portugal und den Niederlanden anwesend. Da die meisten TeilnehmerInnen aus Italien kommen, bekommen wir AusländerInnen eine geflüsterte Übersetzung der Beiträge. Das fordert echt meine ganze Aufmerksamkeit, vorn der italienische Vortrag und hinter mir die fast simultane Übersetzung. Insgesamt aber ein sehr interessanter Vormittag, der aufzeigt, wie engagiert das italienische Wasserforum sich gegen die Privatisierung von Wasser weltweit einsetzt.

Den Nachmittag habe ich frei und nutze die Gelegenheit, mir weiter diese wunderschöne Stadt anzusehen. Ich laufe und laufe durch die Gassen und den Hafen. Für morgen Vormittag nehme ich mir vor, das Aquarium zu besichtigen, es hat einen sehr guten Ruf, weit über die Grenzen Italiens hinaus.

Es ist ein aufregender Kurztrip nach Genua, den ich auf Einladung des italienischen Wasserforums mache.  Bestens ausgerüstet machte ich mich auf die Reise. Im Gepäck mein Laptop für den Beamervortrag, sowie vorsichtshalber einer Kopie des Vortrages – wer weiß, wofür es gut ist. Genua zeigte sich von seiner besten Seite, strahlend blauer Himmel versüßt mir die Dienstreise und gab mir schon am Anreisenachmittag die Gelegenheit für einen anfangs unfreiwilligenausgiebigen Spaziergang durch diese Stadt. Ich bin am falschen Bahnhof ausgestiegen und muss mich nun erstmal mühsam orientieren, wie ich wohl die „Piazza Fontane Marose“ finde. Ich kratze meine kargen Italienschkenntnisse zusammen. Es reichte aus, um mir eine Busverbindung in die Nähe und eine Wegbeschreibung zum „Piazza Fontane Marose“ zu verschaffen. Was ich nicht verstanden habe, die beide Busfahrer wollten kein Geld von mir – aber vom kostenlosen ÖPNV in Genua habe ich noch nichts gehört. Touriservice?

Nachdem ich mein Quartier endlich erreicht habe, mache ich noch einen weiteren freiwilligen Abendspaziergang. Diesmal nicht entlang großer Verkehrsstrassen, sondern durch die hübschen kleinen Gassen von Genua, wunderschön!

Ein Blick aus dem Fenster verrät, heute ist der Himmel leicht bedeckt. Also setze ich in die Tat um, was ich mir gestern vorgenommen habe: einen Besuch im Aquarium. Ich bin wirklich schwer beeindruckt, hinter großen Glasscheiben schwimmen Haie, riesige Schwertfische und Delfine, im Streichelbecken kann man Rochen streicheln. Ein Besuch, den ich nur weiterempfehlen kann.

Mittags fährt mein Zug nach Mailand und so mache ich mich rechtzeitig auf den Weg. Ich muss noch eine Fahrkarte kaufen. Das gestaltet sich schwierig, der Automat verweist mich immer wieder an das Servicepersonal. Dort angenommen, werde ich von einem grummeligen alten Mann wieder zurück an den Automaten geschickt. Nach einen weiteren Fehlversuch und der Anfrage bei eine netten jungen Frau vom Service bekomme ich heraus: Die italienischen Bahnangestellten sowie die Fern- und RegionalbussfahrerInnen streiken heute den ganzen Tag. Help! Ich muss in 3,5 Stunden am Flughafen von Malpensa sein. Ich muss mich rasch entscheiden, entweder suche ich mir ein neues Hotel, verbringe noch einen netten Tag in Genua und hoffe auf einen anderen Flug am nächsten Tag. Das birgt das Risiko, weder ein Zimmer zu bekommen  noch einen Flug. Es ist Hochsaison. Den Nachtzug erwische ich auch nicht – es ist Streik. Also bleibt eigentlich nur: Ich nehme mir ein Taxi nach Malpensa. Der Taxifahrer ist glücklich, ich nicht so sehr. Die Fahrt ist teuer und der gute Mann fährt „italienisch“: zügig immer fast druff auf die Stoßstange des Vordermanns. Aber ich komme heile und rechtzeitig am Flughafen an.

Während ich in der Warteschlange am Flughafen stehe, erreicht mich ein Anruf: Meine Mutter ist gerade gestorben. Wie gut, dass ich auf dem Weg nach Hause bin.