Die Nacht war ruhig und kühl, nur am frühen Morgen, als die ersten Gäste aufbrachen, wurde es unruhig. Kein Wunder bei den einfachen Holztüren/-wänden. Der Plan für heute: In Beijing umherwandeln, Atmosphäre schnuppern und fotografieren.

Und genau das tun wir auch. Schlendern durch „unseren“ Hutong, werden von den zahlreichen E-Rollern, die mensch meist nicht hört, eng passiert, aber niemals angefahren. Großes Ziel ist eigentlich das nördliche Stadtviertel, in dem wir wohnen. Doch wir kommen schnell vom Ziel ab und orientieren uns nun in Richtung „Verbotene Stadt“ (der Zutritt in die Verbotene Stadt war in der Kaiserzeit nur ihm selbst sowie seinem engen Hofstaat erlaubt). Aus dem Hutong heraus geht es auf verkehrsreiche Straßen, bei dem das Queren trotz Ampeln immer noch abenteuerlich ist, weil alle rechts abbiegenden Fahrzeuge meinen, sie hätten bei Rot trotzdem noch Vorfahrt. Aber kein Vergleich zu dem Kamikaze-Verkehr in Kairo, meint MB und wenn ich mich an den Verkehr in Hanoi erinnere, dann geht es hier doch harmlos zu.

Als 2. Highlight nach dem Hutong taucht unvermittelt eine hochmoderne Architektur auf: Ein Gebäude aus mehreren Kugeln, die ineinander laufen, über mehrere Stockwerke – ein Einkaufszentrum + x Stockwerken namens Soho 3.0. In der unteren Etage finden wir ein Café namens Mao, das uns anlockt. Es entpuppt sich als Katzen-Cafe „Mao-o“ mit einem Nebenraum mit 7 Katzen, die auf Streicheleinheiten hoffen.

Katzen zeigen sich heute öfters für uns. Hinter Zäunen, auf einem Dach eine Katzenmama mit 2 Katzenkindern, die natürlich fotografiert werden.

Wir wandeln weiter und kommen ziemlich unvermittelt in die „Luisenstraße“ (teuerste Einkaufsstraße von Hannover) von Beijing. Als erstes sehen wir die Niederlassung des Jockey-Clubs von Beijing, dicht gefolgt von Christi, Dior, Steinway, McLaren und anderen. Wir kommen ins Diskutieren, wie weit der Kapitalismus China schon längst im Griff hat und es nur die Funktionäre der KP noch nicht gemerkt haben – aber mit der Öko-Zivilisation wird ja alles besser 😉.

Nach diesem Erlebnis wollen wir eigentlich langsam wieder zurück. Mein Handy zeigt nur noch 20% an und die brauchen wir, um wieder zurück zu finden. Wir bewegen uns nämlich mit einer hervorragenden app „maps.me“ (offline mit GPS) nahezu traumhaft sicher durch noch so kleine Gassen von Beijing.  Zufällig sehen wir einen Huawei-Shop und kaufen noch schnell eine neue Powerbank – die alte hat ja der Flughafen Berlin auf dem Gewissen. Da die Powerbank aber erst hilft, wenn sie geladen ist, machen wir uns auf die Suche nach einem Cafe. Aber, wie das so ist, wenn mensch eins braucht. Trotz der Nähe zum Nationalmuseum und dem Museum für chinesische Kunst (für den Besuch von beiden taten uns die Füße schon zu weh) war nix in Sicht. In einem Hotel in der Nähe finden wir eine Teestube und sind dort für eine Tasse Tee und eine Tasse Kaffee 100 Yuan losgeworden. Nur mal so zum Vergleich: Das Essen an diesem Abend gab es für rd. 80 Yuan. Als wir spät am Nachmittag endlich im Hotel sind, sind wir sowas von platt.

Aber da wir noch nichts gegessen hatten, mussten wir nochmal los. In der Nähe in einem uigurisch-moslimischen Restaurant (Uiguren, die angeblich nicht verfolgte Minderheit in der VR China) gab es noch Futter.