Die Nacht im Khaima wird besser als erwartet. Weder fressen mich Mücken, Ameisen oder andere Raubtiere, noch werde ich durch Schnarchen, Schniefen oder Husten anderer geweckt, obwohl wir doch relativ dicht an dicht gelegen haben. Inzwischen sind einige von uns von irgendeinem doofen Virus befallen, der sich je nach Konstitution durch Husten, Schnupfen, Hals- oder Ohrenweh oder auch durch rote Augen auszeichnet. Bis gestern waren Michael und ich noch verschont geblieben, heute hat auch Michael nach Aspirin gefragt – ein schlechtes Zeichen! Das Khaima hat sich als halbwegs dicht erwiesen, nur Martins Rucksack hat etwas von dem nächtlichen Regen abbekommen.
Gut bepackt geht es an den morgendlichen Aufstieg. Die Nacht hat den Wasserfall in einen Schaumfall verwandelt, überall liegen hohe Schaumberge. Wir vermuten eine natürliche Ursache, oberhalb des Wasserfalls gibt es keine Chemieindustrie oder ähnliches und das Wasser hat sich lehmig braun gefärbt. Wir unterbrechen die Treppenkraxeleien noch mal für Omlette fromage und Cafe noir und dann gibt’s keine Ausrede mehr. Hoch geht es die 627 Stufen, minus eine.
Eigentlich hätte heute Marrakesch auf dem Programm gestanden, doch wir haben uns entschieden, dass wir den Marrakeschaufenthalt angesichts des Attentats auf einen Tag verkürzen. Wir haben uns Demnate als Ziel ausgesucht. In meinem Reiseführer nur als Durchgangsort erwähnt, doch Martins Reiseführer verspricht uns für morgen dort einen sehr großen Suk. Während Martin und Steffi für uns ein Hotel suchen (einzelne Reisende bestehen auf Zimmer mit Dusche), bummeln wir durch Demnates Gässchen, die – wie überall – alles über Gebrauchsgeschirr, Brot und Fleisch und dies und das bieten. MB und ich erstehen blaue Plastiksäcke für unsere Rucksäcke, da sich unser Reisegepäck ja doch ziemlich vermehrt hat und wir Schlafsäcke und Isomatten außen anbringen müssen.
Wir beziehen unsere Zimmer im Hotel Atlas und kaum haben wir uns eingerichtet, da klopft Hartmut schon an der Tür. Er hat ein Hamam aufgetrieben und fragt, ob wir Lust haben mitzukommen. Michael hat so gar keine Lust, er hat immer noch das 42°-Hamam in schlechter Erinnerung. Ich bin neugierig, also will ich mit. Zu fünf laufen wir los, kaufen unterwegs Dinge, von denen wir glauben, dass wir sie brauchen: einen Hamamwaschlappen (ganz rau, aua) und ein Eimerchen zum Übergießen. Am Hamam angekommen stellen wir fest, schon der Eingang ist getrennt nach Männlein und Weiblein. Also teilt sich unsere Gruppe. Wir drei Frauen treten ein, zahlen unsere 9 DH Eintritt und stehen ein bisschen unschlüssig herum, weil wir nicht wissen, wie es weitergeht. Wir werden in einen anderen Raum gewinkt, bekommen große Eimer in die Hand gedrückt, die mit einer Nummer beschriftet sind. Im Gegenzug dazu entdecken wir Fächer für die Kleider, wo vorher die Eimer standen. Astrid – die ein bisschen Französisch spricht – fragt nach Massagen. Für 30 DH können wir sie zusätzlich dazu buchen – ahnungslos, was wohl auf uns zukommt. Wir ziehen uns aus – es ist hier üblich, den Slip anzubehalten – und werden von drei Frauen in den nächsten Raum begleitet. Das Licht ist dämmrig, an den Rändern sitzen Frauen und Kinder auf der Erde, seifen sich ein, waschen sich die Haare, plaudern leise miteinander. Für uns wird eine Ecke freigemacht, der Boden mit einigen Eimern Wasser abgespült und uns wird gedeutet, wir mögen uns setzen. Jede von uns wird nun zügig eingeseift und abgespült, indem uns mehrere Eimer Wasser über den Kopf und den Körper geschüttet werden. Wie gut, dass ich mein Duschgel dabei hatte, das reicht gerade so für uns drei. Dann geht es in den Nebenraum. Dort ist der Fußboden beheizt, wir sollen uns hinlegen und werden nun mit dem mitgebrachten rauen Waschlappen abgerieben und zwar kräftig! Schön der Reihe nach: Rücken, linke Seite, Vorderseite, rechte Seite. Wir wissen gar nichts so genau, ob wir lieber jammern (heißer Fußboden und rauer Handschuh) oder lachen sollen. Die Situationskomik siegt: wir sind kräftig am kichern und „unsere“ drei Frauen kichern mit, Lachen ist international. Zum Schluss hin ist mir, als sei von meiner Haut mindestens die Hälfte runtergeschrubbt. Dann geht es wieder in den Nebenraum, wir werden wieder eingeseift, Haare gewaschen, dann bekommen wir ein bisschen Duschgel in die Hand gedrückt und uns wird gedeutet, dass auch unser Initimbereich Seife abbekommen soll, die Mädels schütten ordentlich Wasser hinterher. Fertig! Nach gut einer halben Stunde stehen wir sauber geschrubbt wieder auf der Straße.
Wir entschließen uns noch einen Kaffee trinken zu gehen und werden mal wieder als Rarität bestaunt: Drei Frauen in einem Cafe, skandalös! Hier stelle ich fest, dass mein Hennatotoo, das ich mir am Wasserfall hab malen lassen durch die Schrubberei ziemlich gelitten hat – schade! Zum Essen abends landen wir in einem Minirestaurant mit 2 Tischen, das ausschließlich gebackenen Fisch, gebackenes Gemüse und Pommes im Angebot hat, alles schon kalt, trotzdem erstaunlich lecker, bis auf die kalten Pommes, aber die sind ja eh nicht mein Fall. Wir schlendern weiter durch den Ort, finden einen überdachten festen Suk mit traditionellen Klamotten, Stoffen, Teppichen, Kitsch und mehr. Schon um 19:30 Uhr sind wir wieder im Hotel, Michael nimmt noch Aspirin und pennt wenig später.