In der Nacht fängt es wieder an zu regnen. Als ich nach oben zum Kopfende meiner Isomatte greife, erwische ich meine nasse Fleecejacke. Sch… Der Rest des Innenzelts scheint aber trocken. Erst morgens sehe ich, dass auf Michaels Seite auch die Innenwand nass ist, das Zelt war nicht ausreichend abgespannt. Ich stehe früh auf, lande beim aus dem Zelt krabbeln mit Händen und Knien im Vorzelt in einer Pfütze. Wir haben es anscheinend nicht so mit dem Zelten und dem Regen. Allein sitze ich bei einem Cafe noir in der „Höhle“ und bekomme den Kopf nicht frei. Michael, der nach einer Weile hinzukommt, ist in Gedanken schon beim Rückflug und möchte ihn am liebsten vorverlegen. Die Stimmung ist wie das Wetter, grau und gedrückt.

Zum Frühstück wollten wir nach „Afrika“, die anderen hatten davon gehört und wollten sich anschließen. Wir warten darauf, dass der Regen aufhört und brechen dann auf. Jemand fragt, ob dort auch wirklich offen ist – woher sollen wir das wissen? Der Gang nach „Afrika“ ist nicht schön, wir stampfen durch den Lehmmatsch, es ist glitschig und ungemütlich und als wir ankommen sehen wir, dass es dort a) sehr zu ist und b) sehr nach gestriger Fete aussieht. Eine Gitarre und ein Banjo stehen noch draußen. Wir stehen so rum und beraten, da kommt ein völlig verpennter Marokkaner aus der Hütte, der uns andeutet, wir könnten blieben, er würde sich kümmern. Wir ziehen es allerdings vor, doch zu gehen – so gemütlich wie gestern beim schönen Wetter ist es heute dort „so ganz in grau“ nicht mehr. Also gehen wir doch wieder rüber auf die andere Flussseite Richtung große Treppe. Es bleibt alles beim Alten: Omlette fromage und Cafe noir und zu Michaels Freude entdecken wir ein „europäisches“ Klo.

Nach dem Frühstück geht es die 627 Stufen hoch zum Bus. Auf der Hälfte machen wir halt und Michael lässt sich ein Hennatatoo in Form eines Skorpions aufmalen. Wir holen Lektüre, warme Socken, ich wechsele die Hose. Auf dem Rückweg merke ich meine Muskeln, sie zittern beim Absteigen und mein Ischias meldet sich auch wieder – die Welt ist schlecht! Kurz vor dem Camp fängt es an zu schütten. Wir stellen uns bei einem Händler unter und ich erstehe zwei handgewebte Jäckchen für Lenja und Malte, meine süßen Enkelkinder. Sie sind bestimmt noch viel zu groß, aber sie gefallen mir einfach gut. (Nachtrag: Kommentar meiner Tochter: Die ziehen sie an, wenn ich sie im Waldorfkindergarten anmelde.) Der Händler lädt uns zum Tee ein und wir radebrechen ein bisschen, bis der Regen aufhört.

Dann sitzen wir in der Höhle, es regnet schon wieder. In einem trockenen Moment bekommen wir Besuch von der Affenbande. Diesmal trauen sie sich bis auf die Terasse und Christian füttert sie mit den restlichen Bananen, das ist doch wenigstens etwas artgerechter! Zum Nachmittag hin kommt Martin vorbei und wir besprechen die Übernachtungssituation. Die meisten Zelte sind durch den Dauerregen pitschnass und eingesaut. Wir haben die Wahl: Entweder Khaima oder Zimmer. Selbstverständlich entscheiden sich die meisten für Khaima, wann hat mensch schon mal die Möglichkeit in einem Berberzelt zu übernachten. Nur eine unserer Mitreisenden entscheidet sich für das Zimmer. Sie ist stark erkältet, hat Fieber und sehnt sich nach Ruhe und Wärme. Wir räumen die Zelte aus und nun erkenne ich, warum es nachts so laut neben meinem Ohr gequakt hat. Unter der Zeltplane hat sich ein Krötenpärchen versteckt und schaut nun völlig verdutzt, dass die Deckung weg ist. Gerade scheint einen Moment die Sonne und wir hoffen auf trockene Zelte zum Einpacken. Wir beziehen das Khaima, das mit Matratzen bestückt ist, gerade ausreichend für uns alle, in der Mitte durch einen Vorhang getrennt.

Auf der Terasse hat der Besitzer einen kleinen Tisch mit Fossilien und anderen Steinen eingerichtet. Hier ist eindrucksvoll erkennbar, was der Reiseführer von Martin beschreibt: Achtung bei Fossilien, manche dieser Funde sind hübsch anzusehen, kommen so aber in der Natur nicht vor.

Der Tag bleibt trübe, die Stimmung auch. Wir hocken in der Höhle (Regen) oder auf der Terrasse (kein Regen), lesen, frieren oder schlafen. Zum Abend hin raffen wir uns noch mal auf. Die doch noch trocken gewordenen Zelte werden zusammengepackt und wir bringen sie schon mal hoch zum Bus, dann müssen wir morgen früh weniger tragen.