Nach dem üblichen Gedränge vor der Dusche und dem Frühstück packen wir unser Gepäck zusammen und brechen auf. Wir hatten gestern beschlossen, einen weiteren Tag Fes zu streichen, wir haben alle genug Stadt gesehen und wollen weiter. Noch schnell einen Cafe noir im Cafe (damit Fee wach wird) und dann geht die Fahrt Richtung Sefour. Dort wollen wir auf dem Suk (dem traditionellen Markt) Sandalen mit Autoreifensohle kaufen. Wir wandern über den kleinen Suk von Sefour, der so anders ist als das hektische Fes. Viele Obst- und Gemüsestände, einige Lädchen mit Kleidung und Haushaltswaren. Leider ist der Schuhmacher – den Martin von früheren Touren kennt -  nicht da, auch Nachfragen, bestehend aus Brocken Französisch, Arabisch und vielen Gesten bei seinen Nachbarn helfen nicht weiter. Also kaufen wir viel Obst und Gemüse sowie Eier für sehr wenig Geld und fahren weiter.

Nach ca. einer halben Stunde Fahrt hält Martin an der Straße neben einer Minisiedlung aus Lehmhäusern. Schon von weitem werden wir beäugt „was sind das für welche?“ Als wir aussteigen, kommt ein Rudel Kinder angelaufen. Genau für solche Zwecke haben wir einen großen Schwung Kinderkleidung an Bord. Schnell wechseln kleine und große Pullover ihre BesitzerInnen, nur ein ca. 12 bis 14jähriger Junge ist wählerisch, erst ein rotes Shirt mit in seinen Augen wohl coolem Aufdruck gefällt ihm. Martin radebrecht mit den ankommenden Müttern, dass wir den Bus dort bei den Häusern stehen lassen wollen und während wir unsere Sachen zusammensuchen, kommt eine ältere Frau zu uns an den Bus. Sie hat eine Kanne eiskalte Buttermilch dabei und ein Glas. So bekommt nach und nach jedeR von uns etwas von diesem köstlichen Getränk ab. Wir bedanken uns artig mit: „Schukran!“ – bei dem einen oder anderen kommt auch etwas nur bedingt ähnliches heraus, wir müssen halt noch üben.

Bepackt mit Rucksack und Zelt, Isomatte und Schafsack, vorm Bauch den Tagesrucksack wandern wir hinunter zum Fluss. 250 m sollen es nur sein, hat Martin gesagt. Aber wie es so ist, der Tag ist warm, das Gepäck schwer und der Weg unbekannt, ich schätze das Ganze auf mindestens 500 m, gefühlt 5 km. Der Weg führt durch kleine karge Getreidefelder, Gestrüpp und Steine hinunter zu einem knallblauen Fluss. Wir bauen die Zelte auf und stürzen uns in die Fluten, Wassertemperatur so um die 18 – 19°,  sehr angenehm bei der Hitze. Die Strömung ist an manchen Stellen so stark, dass selbst Kraulen (und ich bin dabei nicht langsam) einen maximal an der Stelle hält und nach einer Weile auch trotzdem davonträgt. Wir lassen uns ein Stück treiben, halten uns aber im Gegensatz zu Hartmut, Martin und Christian lieber in Ufernähe auf, um im Fall der Fälle eine Baumwurzel als Haltepunkt greifen zu können. Und es erweist sich auch als klug, denn als wir Hartmut das nächste Mal sehen, hatte es ihn in einige Strudel doch ziemlich rein- und runtergezogen. Das ist mir entschieden zu gruselig und so suche ich nach Stellen, in denen es nicht so turbulent zugeht.

Zum Abend hin baut unser jüngster Mitreisender Christian das Lagerfeuer auf und versucht mühsam und erst nach längeren Versuchen erfolgreich das Feuer mit seinem mitgebrachten „Überlebensset“ zu zünden. Bald kocht der unverzichtbare Minztee im Kessel auf dem Feuer und wir schnitzen Gemüse für’s Abendessen. Welche Ruhe im Gegensatz zu dem hektischen Fes. Aber wie heißt es so schön: „In Marokko bist du nie allein!“ Und richtig, hin und wieder kommen Schäfer mit ihren Herden vorbei und auf der anderen Seite des Flusses kommt ein Mann, um seinen Esel zum Weiden zu bringen. Auch er schaut neugierig zu uns herüber; Europäer, die hier zelten, sind wohl eher sehr selten. Martin vermutet gar, dass er wohl mit einer anderen Gruppe vor 3 Jahren hier als letzter Europäer zu sehen war. Michael erklärt sich bereit, das Geschirr unten am Fluss zu spülen und findet zur Belohnung eine kleine Schildkröte, die vor ihm Reißaus nehmen will, doch er kann sie einfangen und uns zeigen. 

Nach dem Essen teilen sich 5 Leute 3 Dosen Bier und wir lassen die ½ Flasche Whisky kreisen, die wir am Flughafen noch schnell erstanden haben. Es wird dunkel, die Sterne zeigen sich nach und nach und Martin hat seine Gitarre ausgepackt. Zeit zum Träumen. Früh gehen wir in die Zelte, es war ein anstrengender Tag.