Skifahren

Meine Ski-Tage in der Schweiz sind immer ein Lichtblick, diesmal auch fotografisch dokumentiert. Aber das war auch der einzige neblige Tag, ansonsten gab es Sonne pur auf tollem Schnee.

Wie alle Jahre wieder hat es mich auf die Skipiste am Titlis gezogen. Es ist einfach schön - weiß - und Skifahren ist sowieso toll.  Sieben Tage habe ich gebucht - leider hat es mich diesmal am 7. Tag echt voll erwischt. Ich fahre vorsichtig durch eine enge Stelle und habe sie fast passiert und dann... bumms - knall - rumms ... hat es mich von den Skiern geknallt.

Irendein Vollidiot hat mich von den Skiern gehauen. Meine Freudin C., die hinter mir fuhr,  hat später immer wiedere gesagt " der Typ hat sie einfach umgefahren, er kam von oben völlig unkontrolliert runtergeknallt und dann hat er sie umgefahren, ich dachte schon..."

Nach einer Weile habe ich mich hoch gerappelt - und ich muss es so ehrlich sagen, der Unfallverursager kam hoch und wollte sich entschuldigen, da ist mir mein Temperament durchgegangen und ich habe ihn als A... beschimpft und schwupps, war er weg.

Die relativ kurze Abfahrt zum Lift habe ich dann noch recht gut hinbekommmen, aber dort ging mit einem Mal gar nix mehr.  C. hat sich dann darum gekümmert, dass mich die Bergwacht zu unserem Hotel auf der Mittelstation gebracht hat. Die Jungs von der Bergwacht haben sehr mit mir geschimpft, dass ich den Unfallverursacher zwar beschimpft, aber mir seinen Namen und seine Adresse nicht notiert habe. Ja typisch Fee: reagieren, aber nicht nachdenken.

Im Hotel habe ich die Skistöcke durch Krücken ersetzt und bin erst mal in mein Zimmer zum Wundenlecken gehumpelt. Mit C. Hilfe bin am nächsten Tag auf Skistöcken mühsam aber doch per Bahn nach Hause gekommen und in Hannover von meinen Lieben vom Bahnhof abgeholt worden.

Wieder zu Hause bin ich dann doch mal zum Orthopäden gehumpelt. Der hat geröntgt und sich lästerlich gewundert, ob ich wohl zu den Fakiren gehöre würde , da ich mit dieser Hüftathrose noch hätte Skifahren können. Für mich ein Grund Orthopäden weiterhin nicht zu mögen... (Nachtrag: das hat ein Nachspiel - sehr viel später)

Ich fass‘ es nicht, schon sind 4 Tage auf der Piste vorbei - die Hälfte also schon wieder rum! Heute Vormittag waren wir übrigens mit Emil verabredet. Eigentlich sind wir ja mit unserem skifahrerischen Können durchaus zufrieden, doch frau kann ja nie genug dazu lernen und daher stand heute Skischule auf dem Programm.

Ach, zum „wir“: Diesmal bin ich nicht allein unterwegs, sondern mit einer Freundin, die seit 15 Jahren nicht mehr auf den Skiern gestanden hat. Und? Sie kam Sonntagmittag an, stellte sich auf die Ski und fuhr los, als hätte sie den  Abend vorher erst abgeschnallt. Aber trotzdem, ein bisschen Schulung kann nicht schaden. Und Emil war echt klasse!  Stolze 66 Jahre alt, jede Menge Falten im Gesicht, drahtig und fit wie ein Turnschuh. Kein Wunder, wenn mann neben der Skischule in der Wintersaison auch so rund 40 geführte Skibergtouren und in der Sommersaison unzählige Wanderführungen macht. 2 Stunden hatten wir gebucht, 2,5 Stunden ist er mit uns gefahren, ich hatte den Eindruck, er hatte auch Spaß dabei. Vielleicht auch deshalb, weil manchmal der erste Eindruck täuscht.  Als er uns nämlich anbot, wir könnten ja mal die blaue (= sehr leichte) Talabfahrt machen und ich die Nase rümpfte „Och, die ist doch langweilig!“ muss er wohl gedacht haben, dass er es mit den beiden doch nicht mehr sooo taufrischen und auch nicht mit Idealgewicht gesegneten Mädels nicht so leicht haben. Doch dann haben wir ihn wohl überzeugt: Neben einigen roten (= mittelschwer) sind wir dann mit ihm gemeinsam auch 3 schwarze (= schwere) Pisten gefahren und er war sichtlich angetan. Trotzdem hatte er natürlich noch viele nützliche Tipps für uns und die Erkenntnis ist gefestigt, nicht nur politische Schulungen sondern auch sportliche sind sehr nützlich.

Nett wurde es dann auch noch mal an der Mittelstation der Seilbahn, der Gerschliaalm. Dort wurden zum Valentinstag Schokomarienkäfer an die Fahrgäste verteilt. Ein Service, der gewiss nicht notwendig, aber sehr nett war.
Eine weitere Erkenntnis will ich hier festhalten. Heute Morgen habe ich in der Zeitung gelesen, dass das gesamte Skigebiet, die Lift- und Seilbahnanlagen, Hütten und Hotel auch der Gemeinde Engelberg gehören. Allerdings nicht allein, sondern gemeinsam mit rund 200 bis 300 mittleren bis kleinen AnteilseignerInnen. Ich blicke die Strukturen logischerweise noch nicht bis ins letzte, so transparent ist die Angelegenheit nun auch wieder nicht. Es kommt mir aber auf den ersten Blick durchaus als ein nachahmenswertes Modell vor. Sicher nicht wie hier in einer Aktiengesellschaft, sondern als Genossenschaft, aber es sieht so aus, als würde es sehr gut funktionieren. Die Gemeinde Engelberg ist keine arme Gemeinde. Ich werde mal sehen, ob ich da nicht noch mehr herausfinde.

Wie immer beginne ich meinen ersten Skitag reichlich unausgeschlafen.  Zwar beschert mir der Nachtzug nach Basel zwei  zusätzliche Urlaubstage, aber so richtig schlafen kann ich im Zug halt nicht. Aber was soll’s – Hauptsache ich kann schon mal ein bisschen Skifahren schnuppern. 

Engelberg  empfängt mich diesmal mit sehr viel Schnee schon auf 1.000m. Ich entere meine Unterkunft, aber da ich schon um 10:00 Uhr da bin, ist mein Zimmer noch nicht frei. Das ist nicht schlimm, damit habe ich auch nicht gerechnet. Ich ziehe mich schnell um und will flugs auf die Piste. Doch davor haben die Skigötter – das können nur Männer sein – das Anziehen der Skistiefel gestellt. Als ich das vorletzte Mal vom Skifahren kam, hatte ich die Schnallen meiner Skistiefel offen gelassen und habe sie dann nur mit größter Mühe zu bekommen.  Also habe ich nach dem letzten Skiurlaub brav alle Schnallen geschlossen. Ergebnis: Ich habe gefühlte 2 Stunden damit verbracht, mir die Stiefel anzuziehen. … und was ist nun richtig?

Endlich auf der Piste freue ich mich über strahlend blauen Himmel und gut präparierte Pisten. Ich lasse es langsam angehen, habe noch den Bauchklatscher ganz die schwarze Piste hinunter vom letzten Mal in den Knochen. Aber dann geht’s doch ganz ordentlich. Die Müdigkeit fordert allerdings ihren Tribut und so setze ich mich schon um 15:30 auf die Terrasse in die Sonne. Es reicht für heute.  Immer noch ist der Himmel blitzeblau, die Luft flimmert durch unzählige kleine Eiskristalle – einfach schön!