Zur Antragsbegründung ist es üblich, kurz darauf einzugehen, worüber wir uns hier unterhalten – es ist die Medien rauf und runtergegangen, dass im Ortsrat Bräuche herrschten, die vielleicht 1944 (Anmerkung: Ich gebe zu, 1944 hinkt etwas im Vergleich und 1950 hätte es auch getan...) noch ok waren – aber nicht 2022. … und der Ortsrat Krähenwinkel hat's ja auch letztlich begriffen und den frauenfeindlichen Stein des Anstoßes zur Seite gerollt. Fertig – erledigt?

 

Als ich diesen Antrag als „dringlich“ eingebracht habe, habe ich schon prophezeit, wir würden es so noch in die heute-show oder zu Böhmermann schaffen. Das ist nicht passiert, aber in der Lüttjen Lage der haz konnten wir Mitte Dezember nachlesen, dass es guten Gründe gibt, über Krähenwinkel und damit über Langenhagen zu lachen.

 

Es hätte alles gut sein können, wenn gleich und sofort die mehrheitlich herrschenden Kräfte vor Scham rote Bäckchen bekommen hätten, sich entschuldigt hätten und verstanden hätten, worum es ging. Das sind viele „hätte“ und das zeigt, dass es eben nicht so einfach ging. Erstmal sollte drauf bestanden werden, dass das alles so seine Richtigkeit hat, die Frauen hätten ja ihr Adventsschießen und gut ist. Dann wurde auch argumentiert, dass „wüssten ja alle“ - aber ist eine korrekte Rechtfertigung? Ich glaube, NEIN! Und ja, viele wussten davon, aber bitte sehr doch nicht ALLE. Zum Beispiel ich habe gelernt, dass die Initiative von Frau Spier und anderen Frauen ausging, dazu eine Gegenveranstaltung – das Ladies-Adventsschießen – ins Leben zu rufen. Aber wer nun glaubt, dass würde das männlich dominante Krähenwinkler Nikolausschießen legitimieren, der irrt. Es ist überhaupt nicht vergleichbar, da es sich bei den Ladies um eine private Veranstaltung handelte, die von Sponsor*innen finanziert wurde und nicht aus öffentlichen Mitteln. … und genau deshalb ist es auch noch mal wichtig, dass wir hier im Rat Langenhagen darüber reden. Schließlich wurden dort von den Herren Gelder der Stadt Langenhagen, also Gelder der Bürgerinnen und Bürger im wahrsten Sinne des Wortes „verballert“. ...und da bleibt es dann eben in der Verantwortung des Rates, da einen Riegel vorzuschieben.

 

Denn wir befinden uns hier nicht ganz privat in der Kneipe oder in einer Alte-weiße-Männer-Selbsthilfegruppe. Wir sprechen hier über eine Veranstaltung eines Gremiums der Stadt Langenhagen, der einen Teil von Langenhagen, nämlich den Ortsteil Krähenwinkel vertritt und repräsentiert. … und der mit dieser Ausgrenzung gegen den Artikel 3 des Grundgesetzes verstößt.

 

Der Rückzug auf Brauchtum und Tradition kann und darf keine Legitimation für Diskriminierung sein, sondern auch Brauchtum und Traditionen müssen immer wieder hinterfragt und neu ausgerichtet werden. Plakative Beispiele sind da die Bruchmeister aus Hannover, die derweil auch Frauen in ihren Reihen aufnehmen, die Bremer „Eiswette“ und das Osnabrücker Grünkohlessen, zu dem endlich auch Frauen eingeladen werden. Es wurde Zeit, dass auch der Ortsrat Krähenwinkel in seiner Mehrheit die Zeichen der Zeit erkannt hat.

 

Da der Ortsrat diesem Antrag schon in Teilen gefolgt ist, stelle ich einen Änderungsantrag zu meinem Antrag, nur den ersten Satz zu verabschieden, der da heißt, "Für den Rat der Stadt Langenhagen ist die Gleichstellung der Geschlechter unverhandelbar."

 

und ich hoffe jetzt mal, dass nicht in anderen Ortsräten noch solche Sitten und Gebräuche versteckt sind, von denen zumindest ich nix weiß.