Liebe Zuschauer*innen, sehr geehrter Herr Ratsvorsitzender, Herr Bürgermeister, liebe Ratskolleg*innen – oder auch: Liebe Menschen hier im Saal und vorm Livestream – das waren jetzt 2 gegenderte Ansprachen, geht doch ganz einfach und tut nicht weh!

 

In der Überschrift des Antrages der CDU lesen wir: „Der Rat der Stadt Langenhagen setzt sich für eine Sprache ein, die nicht ausgrenzt - sondern verbindet.“ Ja, das finde ich eine gute Aussage!

 

Nur das leider der restliche Beschlusstext dazu nicht passt, denn dort wird gefordert, Schreib- und Sprechweisen des Genderns nicht zu nutzen. Und so werden – mal wieder - Frauen ausgegrenzt, Mädchen ausgegrenzt, Trans- und Nichtbinäremenschen und sogar – manchmal - Männer ausgegrenzt.

 

Diskussionen über eine geschlechtergerechte deutsche Sprache gibt es seit den 1970er Jahren. … und genau so lange arbeite auch ich daran mit, dass sich unsere Sprache so verändert, das sich auch wirklich alle mitgenommen fühlen. Und das ist ja nicht nur ein formaler Akt, sondern es will gelebt werden. Sprache verändert, Sprache formt und Sprache schafft Wirklichkeit. Und ich habe wirklich keine Lust, schon Erreichtes wieder weg zu werfen

 

Achtung, nun folgt ein Experiment: Ich möchte Sie hier mal kurz auffordern, nicht an einen rosa Elefanten zu denken, Na? Hat`s geklappt?. … Das macht Sprache: Bilder im Kopf.

 

Frau Sander hat in ihrem Redebeitrag schon drauf hingewiesen: wenn ich vom Traktorfahrer oder vom Ingenieur spreche, dann erscheint gleich ganz automatisch das entsprechende (maskuline) Bild im Kopf der Zuhörenden (siehe rosa Elefant) – das sich ändert, wenn ich Traktorfahrerin sage. Damit erleichtern wir es uns, offener über Geschlechterrollen zu denken. Und da die Gesellschaft nicht nur aus Menschen besteht, die sich als Mann oder Frau definieren, sind Gender-Zeichen genau die richtige Wahl. Leider wissen immer noch viele Menschen gar nicht, dass es außer Mann und Frau auch intersexuelle Menschen gibt. Selbst wenn es sich um nicht so viele Menschen handelt, wird dadurch die sprachliche Inklusion offener.

 

Ich finde auch nicht, dass eine geschlechtergerechte Sprache Migrant*innen ausgrenzt – warum sollte das so sein? Wenn ich eine neue Sprache lerne, dann lerne ich so nach und nach auch das grammatische Geschlecht und das ist in unserer Sprache bei weitem nicht logisch, so heißt es beispielsweise der Junge, aber das Mädchen. … und über das Gendern kann ich auch die in unserem Grundgesetz verankerte „Gleichbehandlung der Geschlechter“ sprachlich besser vermitteln.

 

Ja, es gibt Gründe, die das Gendern schwierig machen. Beispielsweise in Sachen Barrierefreiheit stößt es hin und wieder noch an seine Grenzen. Ob und wie Gendern in Leichter Sprache funktioniert, ist umstritten. Aber auch das wird sich mit der Zeit von ganz allein ändern, eben durch die Selbstverständlichkeit, mit der wir es nutzen.

 

Sprache verändert sich, seit es Sprache gibt, sonst würden wir heute vielleicht immer noch Mittelhochdeutsch sprechen. Wir benutzen heute Wörter, die es vor ein paar Jahren noch gar nicht gab. Im aktuellen Duden gibt es mehr als 3000 neue Wörter, darunter „gendergerecht“ und „transgender“. Ja, es ist am Anfang unbequem, weil es ein bisschen anstrengt. Aber mit der Gewöhnung kommt die Selbstverständlichkeit und dann ist es auch nicht mehr anstrengend. Wir passen die Sprache an die Welt an, in der wir leben, und das ist gut so.